Wie geht es eigentlich weiter mit dem unheimlichen Galgenberg in Bad Belzig?
Im Herbst 2018 war ich an vier aufregenden Tagen mittendrin. Mittendrin in einer Zeitspirale. Ein Sturm hatte Monate zuvor einen Baum derart entwurzelt, dass er nun vollkommen frei lag und die Überreste eines erdbraunen Schädels im Wurzelgeflecht preisgab. Der Unterkiefer stand etwas schräg ab. Eine absurde Inszenierung der Natur! Und das auf einer bekannten und oft genutzten Richtstätte in Brandenburg! Es wurde Zeit zu handeln! Einst gehörte diese Region sogar zu Sachsen! Grund genug, dass ich mich in den Zug setzte und mit Sack und Pack dort im Walde mein Zelt aufschlug! Und das war auch ganz gut so, denn so beugte ich neugierigem Entdeckerdrang selbsternannter Ausgräber vor.
Unter Leitung von Richtstätten- Archäologin Dr. Marita Genesis von der Viadrina Universität Frankfurt wurde dem Bad Belziger Galgenberg nach Jahrhunderte langem Schlaf sein düsteres Geheimnis entlockt. Mit Schaufeln, Pinseln oder Zollstöcken. Das wir hier auf nichts wirklich nettes stoßen würden und schon gar nicht auf „Schätze“ war uns von vorn herein klar! Den hochmotivierten Studenten der Humboldt Uni und der Frankfurter Viadrina ebenso. Das Aufgabenpensum eines angehenden Archäologen ist sehr umfassend und Akribie und Gewissenhaftigkeit sind dabei die wichtigsten Attribute. Aber auch zig Kubikmeter Sand in Eimern schleppen und Kaffee auf Campingkochern kochen. Denn eine Küche war nicht mit uns mitgereist. Erfindergeist trotz spartanischem Grabungsalltag war angesagt. Am Ende der dreiwöchigen Grabung hatten uns die Funde sehr viel aus dem düsteren Alltag der Vergangenheit zu erzählen – nein, nicht die Toten selbst erzählten es uns - sondern deren Spuren von Leid und Gewalt. Die Sprache von Hiebspuren des Scharfrichterschwertes im Halswirbel war unmissverständlich. Auch gehören Köpfe nicht wirklich auf den Brustkorb bei Vergrabenen. Enthaupteten traut man das schon eher zu. Detektivisches Gespür war angebracht, um derartige Spuren lesen zu können.
Die Gruben sind inzwischen längst von Backerschaufeln verfüllt. Der Wald erobert seit vielen Wochen seinen alten Besitz zurück. Wie es jetzt weiter geht? Welche Pläne es für 2019 gibt? Und ob überhaupt? Und ob diese vielleicht sogar Sachsen zum Ziel so mancher Untersuchung haben – das alles bleibt abzuwarten. Es wird aufregend werden, das kann ich jetzt schon versprechen.
Kriminalbiologe Mark Benecke zu Besuch auf dem Bad Belziger Galgenberg:
https://youtu.be/Grjsb2P_cnE